- Totgesagte leben länger – auch die Deutschen!
Von Maria Schneider

Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir 1981 am Tag nach einer Wetten, dass..?-Show im Bus zur Schule fuhren und die neusten Wetten DAS Tagesgespräch waren. Alle waren dicht gedrängt, es war immer Halli-Galli, alle schnatterten auf deutsch laut durcheinander und die Stimmung war immer ausgelassen, immer fröhlich, ob mit oder ohne Wetten, dass..? Die Welt war in Ordnung.
Solche Gefühle sind mit starker Wehmut auch bei Wetten, dass..? am 6.11.2021 bei mir aufgestiegen, als ich ausnahmsweise den Staatsfunk auf der Hypnosescheibe einschaltete und mit Staunen beobachtet, wie Thomas Gottschalk nach mehrminütigem Applaus und stehenden Ovationen Tränen in den Augen hatte.
Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal im deutschen Fernsehen so viele Weiße und Deutsche mit solch strahlenden, schönen Gesichtern im Publikum gesehen habe. Vergleichbar ist für mich lediglich die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 mit dem Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“. Fast durchgehend war eine ähnliche Aufbruchsstimmung im Studio zu spüren. Die Befriedigung einer Sehnsucht nach Gemeinschaft, unter sich zu sein. Zu wissen, wie alles läuft, ohne nachzudenken, ohne sich absichern zu müssen. Ein Leben, wie man es bis Anfang der 1990er Jahre in Deutschland hatte.
Aufbruchsstimmung und Gemeinschaftsgefühl
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